Bundesinnenministerium verbietet rechtsextreme „Artgemeinschaft“

Das Bundesinnenministerium hat die rechtsextreme Gruppierung „Artgemeinschaft“ verboten. Am Mittwochmorgen durchsuchten Einsatzkräfte zahlreiche Wohnungen von Mitgliedern der Gruppe in zwölf Bundesländern.

Das Bundesinnenministerium hat die rechtsextremistische Vereinigung „Die Artgemeinschaft“ verboten. Der Verein nennt sich mit vollem Namen „Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“. Wie das Ministerium mitteilte, gilt das Verbot für alle Teilorganisationen. Dazu gehörten sogenannte „Gefährtschaften“, „Gilden“, „Freundeskreise“ und das „Familienwerk e.V.“.

Durchsuchungen auch in Mitteldeutschland

Zugleich durchsuchten Einsatzkräfte am frühen Mittwochmorgen 26 Wohnungen von 39 Vereinsmitgliedern sowie Räumlichkeiten des Vereins in zwölf Bundesländern. Durchsuchungen fanden nach Angaben des Ministeriums auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen statt.

Ein Einsatzort war im sächsischen Leisnig. Dort stehen Lutz G. und Dankwart S. nach MDR-Informationen im Verdacht, versucht zu haben, weitere Rechtsextremisten für eine Ansiedlung zu gewinnen.

Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT gab es außerdem in der Gemeinde Bornitz im Burgenlandkreis eine Durchsuchung. Wie ein MDR-Reporter berichtet, soll es sich um das Grundstück des bekannten Neonazis Jens B. handeln. Er war Führungsmitglied des Vereins. B. hatte den NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben 2018 nach dessen Entlassung aus der Untersuchungshaft vorübergehend bei sich aufgenommen.

Razzien gab es außerdem in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte laut Mitteilung des Ministeriums: „Mit der ‚Artgemeinschaft‘ verbieten wir eine sektenartige, zutiefst rassistische und antisemitische Vereinigung. Das ist ein weiterer harter Schlag gegen den Rechtsextremismus und gegen die geistigen Brandstifter, die bis heute NS-Ideologien verbreiten.“ Die SPD-Politikerin erklärte weiter, die Gruppierung habe versucht, durch eine „widerwärtige Indoktrinierung“ von Kindern und Jugendlichen „neue Verfassungsfeinde“ heranzuziehen.
„Artgemeinschaft“ offen rassistisch

Die „Artgemeinschaft“ hat den Angaben zufolge rund 150 Mitglieder. Die Vereinigung sei offen neonazistisch, rassistisch, fremden- und demokratiefeindlich. Ihr zentrales Ziel sei die Erhaltung und Förderung der eigenen „Art“. So gab der Verein seinen Mitgliedern etwa Anweisungen zu einer richtigen „Gattenwahl“ innerhalb der nord- und mitteleuropäischen „Menschenart“, um das der rassistischen Ideologie entsprechend „richtige“ Erbgut weiterzugeben.